Schüleraustausch Nahost in der Doppelstadt

Ranem, Malak aus Barta´a und Franke und Hanna aus Frankfurt lernen sich in Israel beim Building-Bridges-Projekt kennen.© Foto: privat
Haifa/Jerusalem (MOZ) Es ist Halbzeit beim Projekt "Building Bridges". Die Reise nach Israel hat den Schülerinnen und Schülern die Augen geöffnet für das, was eigentlich überbrückt werden muss. "Unsere Kulturen sind sehr verschieden", stellt Dajana Teetz fest, die die 12. Klasse am OSZ besucht und zusammen mit neun weiteren Teilnehmenden aus Frankfurt im Oktober einige Tage bei einer Gastfamilie in Barta´a, einem arabisch geprägten Ort nah der Westbank wohnte. Vieles war ihr fremd, zum Beispiel, dass Vater und Mutter ihrer Gastfamilie sich nie in einem Raum aufhielten. Dass Alkohol und Zigaretten "haram", das heißt verboten sind. Beim Barbecue, zu dem sich die deutsch-arabische Gruppe in Barta´a verabredet hatte, gab es also Cola und Pizza. Das habe Spaß gemacht, sagt Dajana Teetz. Man sang und tanzte arabische Lieder, englische Popsongs, die Frankfurter tanzten Foxtrott zu Musik vom Smartphone, die Gastgeber brachten ihnen ihre Tänze bei. Gerade für die Palästinenserinnen sei das etwas Besonderes gewesen. Denn üblicherweise dürften sie Jungen nicht mal die Hand geben, erzählt die Schülerin.
Näher waren sich die polnischen Jugendlichen und ihre Gastgeber in der jüdisch geprägten Stadt Harish, eine Stunde entfernt von Barta´a. Man ging sogar zusammen baden. "Ich fühlte keine Unterschiede. Von Anfang an haben wir offen miteinander gesprochen", sagt Igor Dubacki, 18, vom Słubicer Lyzeum, der bereits zum zweiten Mal bei "Building Bridges" mitmacht und schon ein wenig Hebräisch spricht. Tagsüber trafen sich alle, die deutsch-palästinensische und die polnisch-jüdische Gruppe, zu Exkursionen und Workshops, bei denen es ums Bauen kultureller Brücken ging. In Israel ist das schwieriger als an der Oder, merkten die Słubicer und Frankfurter: Die Juden und die Araber sprachen nicht miteinander. Und während das Zeitzeugengespräch in der Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Holocaust-Überlebenden und Eichmann-Ankläger Gabriel Bach die einen berührte, schämten sich andere dafür, dass die arabischen Teilnehmenden dem 92-jährigen nicht zuhörten und auf ihrem Handy spielten. "Ich fand das respektlos", sagt Dajana Teetz. Als sie das Gespräch hinterher in der Gruppe auswerteten, hätten sich die arabischen Jugendlichen beschwert, dass allein jüdische Geschichte auf dem Programm stünde, sagt sie. Igor Dubacki stimmt nicht ganz zu und erzählt von einem Besuch in Bethlehem im abgeriegelten palästinensischen Teil der Stadt.
Eis brechen beim Gegenbesuch
Peter Staffa, der "Building Bridges" seit 20 Jahren von Frankfurt aus mit Partnern vom Verein "Givat Haviva" und der Berliner EVZ-Stiftung organisiert, kennt die Spannungen. "Den Nahost-Konflikt können wir nicht lösen. Ich will aber, dass unsere Jugendlichen eine Vorstellung bekommen, wie es dort ist", sagt er. Die Frankfurt-Słubicer Gruppe sei in diesem Jahr "top" motiviert, bilanziert er nach der Reise. Ende November erwarten die Jugendlichen ihre palästinensischen und israelischen Gäste zum Gegenbesuch. Plätzchen backen werden sie, sagt Dajana Teetz. "Wenn sie zu uns kommen, wird das Eis zwischen Juden und Palästinensern brechen", glaubt Igor Dubacki.

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